Risiken durch Starkregen bearbeiten und verringern

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Straße unter Wasser mit Wohnmobil

seltene Unwetter mit hohen Regenmengen haben in den vergangenen Jahrzehnten vielerorts zu Überflutungen mit entsprechenden Sachschäden geführt. Das verdeutlicht, wie anfällig gewisse Siedlungsgebiete gegenüber extremem Wetter sind. Auch Teile des Böblinger Stadtgebiets haben dies leidvoll erfahren müssen: so bei Überschwemmungen 2013, 2018 und zuletzt Ende Juni 2020 im Wohngebiet um den Murkenbach zwischen Innenstadt und Tannenberg bzw. in der dortigen Kleingartenanlage.
Klar ist: Es besteht dringender Bedarf, zu handeln und Vorsorge zu treffen. Neben unmittelbar erforderlichen baulichen Maßnahmen erarbeiten wir dazu seit Oktober 2019 ein Programm zum Risikomanagement für Böblingen.

Denn wegen der zu erwartenden klimatischen Veränderungen ist künftig verstärkt mit plötzlichem Starkregen zu rechnen.

Zuständig sind der städtische Eigenbetrieb Stadtentwässerung Böblingen (SEBB) und unser Tiefbau- und Grünflächenamt.

Bauliche Maßnahmen, Aufklärung, übergeordnetes Programm

Simulation von Regen auf Karte Böblingen bei der Achalmstraße
Auswirkungen von extremem Strakregen in Böblingen zur Veranschaulichung mit möglichen Hochwasserbereichen in Blau. Wichtig: Dies ist erst das Ergebnis einer Vorab-Simulation

Seit 2013 stehen in enger Kooperation bereits bauliche Verbesserungen und Aufklärungen zum Schutz vor Hochwasser im Mittelpunkt.
Momentan laufen die Vorarbeiten, Planungsleistungen für ein zusätzliches Regen-Rückhaltebecken im Bereich Murkenbach zu vergeben – mit einem Speichervolumen von 6.000 Kubikmetern Wasser.
Darüber hinaus haben wir ein umfassendes Programm aufgesetzt, um die Risiken von Starkregen in Böblingen zu reduzieren. Ziel ist es, besser darauf eingestellt zu sein und die Schäden so minimal wie möglich zu halten.

Leitfaden zum Risikomanagement bei Starkregen

Unser städtisches Handeln folgt dem Leitfaden „Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg“.

Es umfasst drei wesentliche Aspekte:
  • Hydraulische Gefährdungsanalyse
  • Risiko-Analyse
  • Handlungskonzept.

Aktueller Stand: Datenerhebung und Analyse

Derzeit befinden wir uns noch im ersten Schritt: Es werden die relevanten Daten für Böblingen zusammengetragen und in das Modell eingespeist. Dies ist ein sich wiederholender Prozess: Er überprüft Wahrscheinlichkeiten z. B. bei Ortsbegehungen und enthält Erfahrungswerte von vergangenen Ereignissen mit Starkregen.
So lässt sich ein präzises Modell entwickeln. Es geht darum, herauszufinden, welchen Weg das Wasser bei starken Regenmengen in den betroffenen Bereichen nimmt bzw. wie und wo es von der Oberfläche abfließen kann. Daraus lassen sich „Starkregen Gefahrenkarten“ erstellen, und zwar für unterschiedliche Szenarien: seltene, außergewöhnliche und extreme Starkregen-Ereignisse. Die Karten zeigen die jeweilige Fließgeschwindigkeit des Wassers und Schwere der Überflutung – wie beispielhaft und vorläufig im obigen Bild.

Nächste Schritte: Workshops und Handlungskonzept

Nach Abschluss der Gefährdungsanalyse folgt im Rahmen von Workshops die Risiko-Analyse gemeinsam mit den lokalen Fachstellen, u. a. Feuerwehr und Landratsamt.
Dabei werden die gefährdeten Objekte und Bereiche untersucht und bewertet. Dies ist für das erste Quartal 2021 geplant.
Um ein Handlungskonzept zu erstellen, gilt es daraufhin, wiederum zusammen mit den genannten Fachstellen, die verschiedenen Komponenten ganzheitlich auszurichten. Dazu gehören die vorsorgliche Ausweisung von Überflutungsflächen durch die Kommune, konkrete Maßnahmen zum Schutz von Häusern sowie Krisenmanagement.
Dieses Konzept werden wir dann in unsere allgemeinen Planungen zur Stadtentwicklung und unser integriertes Stadtentwicklungskonzept aufnehmen.

Uns zusammen strategisch gegen Starkregen und Hochwasser wappnen – ich bin überzeugt, das ist der richtige Weg!

Ihre
Christine Kraayvanger
Bürgermeisterin

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